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The Sounds of Silents
Willy SommerfeldWilly Sommerfeld blickt auf eine achtzigjährige Musikkarriere zurück. Er wurde am 11. Mai 1904 in Danzig geboren und ist der letzte, heute noch lebende Stummfilmpianist.

1920 kommt er nach Berlin und studiert Komposition am Sternschen Konservatorium. Nebenbei verdient er sich in einem Stummfilmkino in der Nähe des Wittenbergplatzes etwas Geld, indem er einen klavierspielenden Professor auf der Geige begleitet. Später spielt er selbst das Klavier. Willy Sommerfeld unterlegt die Filme damals wie heute intuitiv, denn er spielt nicht nach Noten. „Mir schießen die Bilder, die ich auf der Leinwand sehe, ins Gehirn und von dort aus in die Hände. Da ich sehr klein bin, geht das sehr schnell“, sagte er einmal. Als Mann am Klavier erlagt er nationalen Ruhm. 1995 bekommt er dien Bundesfilmpreis.

Ende der Zwanziger Jahre arbeitet er als Redakteur in einem Braunschweiger Musikverlag, später wird er Kapellmeister und Dirigent am Braunschweiger Stadttheater. Als er 1933 den Hitlergruß zu entrichten versäumte war seine „Klavierkarriere“ erst einmal beendet. Er fing beim Rundfunk an, wo er Hörspielmusiken schrieb. Nach dem Krieg arbeitete Sommerfeld als Arrangeur und Musiktherapeut. Seit Jahren gibt er mit Bescheidenheit und Scheu gegenüber Publizisten, Journalisten, Wissenschaftlern und Dokumentaristen Auskunft über sein Leben und seine Arbeit. Er macht nicht viele Wort, sondern setzt sich lieber ans Klavier und spielt. Es ist ein Phänomen, denn Willy Sommerfeld hat die Gabe, jeden noch so schweren Gefühlsausdruck auf den Leinwand in Musik verwandeln.

Der Dokumentarfilms „Sound of Silents – Der Stummfilmpianist“ von Ilona Ziok wird im Mai zu seinem 102. Geburtstag in den Deutschen Kinos kommen und zeigt sein Leben und Wirken in wunderbaren Bildern, das mit Interviews unterstrichen wird.
Willy Sommerfeld denkt auch heute nicht ans Aufhören, sondern fragt vor den Vorstellungen nur, “Ist der Film lustig oder traurig?“.

Willy Sommerfeld - Vita

Willy Sommerfeld11.05.1904 geboren in Danzig

1920 Staatsexamen zum Musiklehrer für Violine

1921 nach Berlin: Studium des Kapellmeisters und Komposition
am Stern’schen Konservatorium
(Komposition und Kapellmeister-Klasse bei Prof. Felietz)

1921-1926 Stummfilmbegleitung am Klavier und an der Violine

1926 nach Braunschweig: Lektor beim Litolf Musikverlag
Nebenbei Dirigent eines 12-köpfigen Kinoorchesters im UFA Kino Braunschweig

1927-1934 Kapellmeister am Braunschweiger Theater

1933 Machtergreifung der Nazis, Auftrittsverbot; er verweigert dem braunen
Intendanten den Hitlergruß

1934 nach Leipzig: Pianist bei den Vier Nachrichtern zusammen mit Helmut Käutner

1935 Auftrittsverbot für die Vier Nachrichter

1935 zurück nach Berlin

1935-1945 Hörspielvertonungen für den deutschen Kurzwellensender und Hauskomponist am Theater am Schiffbauerdamm, an der Freien Volksbühne Berlin und am Schauspielhaus Leipzig

bis 1945 überdies: Tourneetheatermusik und Fronttheater

1945 Dirigent des Showorchesters in der Neuen Scala (heute Metropol) in Berlin

1948 Bühnenmusiken für den Regisseur Rochus Gliese am Landestheater Potsdam

Leitung des Sinfonieorchesters Mark Brandenburg;
bis 1950 Auftritte in ganz Deutschland

ab 1950 Einspielung von Schallplatten, u.a. Unterhaltungsmusik und Märchenmusik für Diatonbildschau

1952-1954 Dirigent des Zirkusorchesters Barclay in der Friedrichstraße

1954-1958 Musikalische Oberleitung und Dirigiert des Hans Otto Theaters in Potsdam

1958 Vermählung mit Doris

ab 1958 Einspielung von Schallplatten

1961 Bau der Mauer: Die Schallplattenfirmen verlassen Berlin.
Schwere Zeiten beginnen, u.a. Musikalische Leitung des Theater des Westens, Gestaltung Bunter Abende für Senioren

1966 Geburt des Sohnes Sebastian

ab 1968 Rentner

1972 Die Freunde der deutschen Kinemathek entdecken Sommerfeld als einen der letzten Stummfilmpianisten und machen ihn zu ihrem Hauspianisten im Kino Arsenal, in dem er vor über 70 Jahren (damals Bayreuther Lichtspiele) schon spielte.

Seit 1972 Auftritte als gefragter Stummfilmpianist in ganz Deutschland. Hat den Film in die neue Ära des Kinos begleitet, u.a. bei der Eröffnung des Cinemaxx in Hamburg.

1988 29.11. Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

1994 30.04. Willy Sommerfeld wird vom Berliner Senat für seine vielseitigen
Tätigkeiten mit einer Professur h.c. geehrt.

1995 Verleihung des Bundesfilmpreises für herausragende Verdienste
um den deutschen Film; Filmband in Gold

2004 Verleihung der Berlinale Kamera

2006 Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für das Lebenswerk und die Verdienst um den deutschen Fim und die Filmmusik